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Museen im Kreis Heinsberg: Museum für Europäische Volkstrachten

Foto: Europäisches Trachtenmuseum

Modeinteressierte sind zugleich auch Kommunikationsexperten, denn ­Kleidung drückt etwas aus. Ein Besuch im Museum für Europäische Volkstrachten in Wegberg bestätigt dies mit seiner eindrucksvollen Ausstellung. Nahezu jedes Detail teilt uns etwas über Träger oder ­Trägerin mit: verheiratet oder nicht, reich oder nicht und natürlich die regionale Herkunft. Nebenbei erfährt man im Museum etwas über den Ursprung von Redewendungen wie „vom Fleck weg heiraten“, „unter die Haube bringen“ und „gut betucht“.

Unter dem Motto „Die Pracht der Tracht“ zeigt das 2001 eröffnete Museum über 100 Volkstrachten aus fast allen europäischen Ländern in einem rund 300 Jahre alten Gebäude. Bei den prunkvollen Ausstellungsstücken handelt es sich um Festtags- oder Sonntagskleidung, die aufgrund ihres Wertes auch vererbt wurde. Man begibt sich auf eine kleidungsgeschichtliche Tour von Nordeuropa (Schweden, Finnland, Lettland, Litauen) über Osteuropa (Polen, Ukraine, Rumänien, Kroatien) und Südeuropa (Italien) sowie Westeuropa (Frankreich) und natürlich Deutschland mit dem Schwarzwald, Hessen, Schaumburg-Lippe und anderen Regionen. Den benachbarten Niederlanden ist eine eigene große Abteilung gewidmet.

Hinsichtlich der Ländervielfalt ist das Museum einzigartig in Europa. Zu den Trachten gehörten unerlässliche Accessoires wie Hut, Gürtel, Schmuck und (allerliebst verzierte) Körbe und Taschen. Kodierte Informationen ließen sich teilweise auch aus den einzelnen Farben und deren Anordnung herauslesen. Die Kleidung und der damit verbundene Habitus, die Selbstdarstellung, vermittelten den Status der Person oder den Familienstand. Worauf zeitweise Wert gelegt wurde, wirkt dabei heute teilweise skurril und kurios: So achtete die Schwiegermutter auf die Beckenmaße der zukünftigen Schwiegertochter, was Anlass zu täuschenden Polsterungen gab. Daran, dass das Ausmaß der Trauer an der Dauer des Tragens schwarzer Kleidung gemessen wurde, dürfte sich so mancher noch erinnern.

Unterhaltsam teilt Museumsleiter Gregor Laufenberg bei seiner Führung dieses Wissen. Laufenberg war selbst lange in der Modebranche tätig und verfügt neben dem historischen Wissen auch über die notwendigen Kenntnisse im Umgang mit den zum Teil fragilen Stoffen und Spitzen. Die allermeisten Trachten bestechen durch ihre aufwändige Gestaltung, doch zu wirre Musterkombis oder knallblaue Strümpfe kommentiert der Profi durchaus kritisch.Nicht zuletzt erfährt man, warum die Heinsberger Region selbst sehr wenig tradierte Trachten hervorgebracht hat: Die stets wechselnden Machthaber blieben nie lange genug, um eine Tracht vorzugeben (denn diese Weisung kam von oben). Wie sehr Religion, Kultur und gesellschaftliche Konventionen die Trachten beeinflussten, weiß Laufenberg mit amüsanten Geschichten zu veranschaulichen. Ein Gang durch das Museum mit fachkundiger Führung ist eine faszinierende Zeitreise durch Geschichte, Mode, Kultur, Gesellschaft, soziale Gemeinschaften und Zwänge. Neben Bewunderung für die Kunstfertigkeit der damaligen Zeitgenossen nimmt man daher auch ein Gefühl der Erleichterung mit: Heute ist nicht alles schön, aber es ist schön, dass mehr erlaubt ist.

Wechselausstellung „Mode, Menschen & Musik“ ab März 2024

Neben der Dauerausstellung mit europäischen Volkstrachten eröffnet ab März 2024 auch eine multimediale Wechselausstellung im Museum: „Mode, Menschen & Musik“, die zeigt, wie Mode und Musik sich gegenseitig beeinflussten und Trends hervorbrachten. Die Exponate aus Mode, Musik und Jugendkultur wecken so manche Erinnerung, denn 50er, 60er, 70er oder 80er Jahre haben viele Besucher miterlebt. Von Petticoats & Rockabilly über Minirock & Beatmusik, Blümchenkleid & Hippiemusik bis hin zu Romantic Goth & New Wave und schließlich Rave reichen die Exponate. Anfang der 90er endete diese „Symbiose aus Musik & Mode“, wie das Museum treffend beschreibt – es begann das Zeitalter der individualistischen Ausprägung, des ­„anything goes“ – ohne den einen stilbilden Jugendtrend und unter Wiederaufnahme so manchen alten Stils.                        

VM/KAM3

Museum für 
Europäische Volkstrachten

Kirchplatz 7
41844 Wegberg
Tel. 0 24 34 - 96 98 243

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Öffnungszeiten:
sonntags 14-17 Uhr und nach Vereinbarung

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