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Französische Lebensart in Belgien - Ein Tagesausflug ins nahe Lüttich

Foto: © milosk50 - stock.adobe.com

Bildunterschrift: St. Jakob Kirche in Lüttich

Liège, bei uns besser bekannt als Lüttich, ist das kulturelle Zentrum der belgischen ­Wallonie. Die Stadt ist 100 % französischsprachig, also ein paar Schulkenntnisse sind ­hilfreich…

Lüttich leidet immer noch, wie viele andere Städte (Heerlen, Verviers) unter dem Niedergang der Bergbau- und Stahlindustrie: Hier war die Wiege der kontinentaleuropäischen Industrialisierung: 1720 fuhr hier die erste Dampfmaschine in einer Kohlenmine. Geblieben sind viele Industrierelikte, eine hohe Arbeitslosigkeit und der rustikale Chic einer multikulturellen Stadt, hervorgerufen durch den Strukturwandel. Lüttich ist nicht rausgeputzt und sauber wie Brügge, Gent oder Antwerpen, eher grau und schmuddelig, aber dennoch ein Juwel mit vielen Sehenswürdigkeiten und einmaligen „hidden places“ - ideal für einen Tagesausflug, mit dem Auto von Gangelt aus in einer Stunde erreichbar. Die reiche Geschichte, eine lebendige Bildungs- und Kulturszene mit Unis und weiteren Hochschulen, Theater, Oper, der Akademie der schönen Künste oder auch das Musik-Konservatorium, ein abwechslungsreiches Stadtbild, der Fluss und natürlich die exzellente, französisch angehauchte Küche machen Lüttich attraktiv für viele Reisende.

Historische Schätze entdecken

Ein leerer Magen schlendert nicht gern, also empfehlen wir zuerst ein Frühstück im „Le Pain Quotidien“, beispielsweise mit einem Croissant, das hier fast schon so gut wie in Frankreich schmeckt, und anschließend einen Ausflug in das historische Zentrum von Lüttich, beispielsweise, ins Grand ­Curtius Museum, mit seiner Sammlung von Kunst und Artefakten aus verschiedenen Epochen - von Wandteppichen bis zu antiken Waffen bietet es einen Einblick in die Vergangenheit Lüttichs. Schon der Weg durch die Stadt und die gepflasterten Straßen und Gassen, z. B. des Carré-Viertels mit einer Mischung aus verschiedenen architektonischen Stilen oder dem fürstbischöflichen Palast mit dem Innenhof bietet aber auch so genug Sehenswürdigkeiten. Ein Pflichtbesuch ist die Lütticher St. Pauls Kathedrale. Dieses gotische Bauwerk, mit wundervollen Glasfenstern, ist ein Symbol für das religiöse Erbe der Stadt als Bischofssitz und bietet einen Moment der Ruhe in dieser pulsierenden Stadt. Auch sehr sehenswert: das Aquarium-Naturkundemuseum mit der Spezialisierung auf ­Fische am anderen Maas-Ufer. 

Wer im Zentrum bleiben möchte, kann den Ausblick über die Stadt von der ehemaligen Zitadelle aus genießen. Diese erreicht man über die berühmte lange und steile Treppe Montagne de Bueren – eines der Instagram-trächtigsten Fotomotive der Stadt. Unser Tipp: am Fuß der Treppe links, gegenüber den Ursulinen führt ein Sträßchen zu einem kleinen versteckten Biergarten und man kann über kleine Pfade auch an den Steilhängen entlang der Gärten wandern.

Künstlerischen Charme entdecken

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Kunst“ könnten wir mit Brecht kalauern: Lüttich hat viele gastronomische Köstlichkeiten zu bieten und nach der vielen Bewegung am Vormittag bietet es sich an, auf einer Terrasse Platz zu nehmen und Kraft zu sammeln: Viele Brasserien oder Cafés haben das berühmteste Gericht der Stadt: Boulets à la Liégeoise. Diese Fleischbällchen, die in einer Soße aus Lütticher Sirup und Bier geschmort werden, sind natürlich meistens mit Frites kombiniert. Später bildet dann noch eine Lütticher Waffel, gern auch in der Fußgängerzone auf die Hand, den süßen Abschluss. Die Buletten sind einfach, deftig, aber für Feinschmecker bietet Lüttich auch mehrere Sterneküchen. 

So gestärkt lässt es sich in die Kunstszene von Lüttich eintauchen, beispielsweise im zeitgenössischen Museum La Boverie, das in einem majestätischen Gebäude inmitten eines kleinen Parks untergebracht ist. Die Museumshalbinsel liegt auf der Höhe von Lüttichs modernem Hauptbahnhof Guillemins, der eine sehenswerte Architektur hat – hier fahren mehrmals täglich Züge nach Ost (Brüssel, Oostende, Paris) und West (Aachen, Köln).

Das Museum zeigt eine Sammlung von ­Gemälden, Skulpturen sowie Installationen und hat regelmäßig spektakuläre Sonderausstellungen. Wer nicht rein möchte, genießt nur den Park und isst ein Stück Kuchen im Museumscafé. La Boverie liegt etwas Maasabwärts vom Zentrum und kann mit einem Spaziergang am Fluss kombiniert werden, zurück dann evtl. mit dem Boot, um die Füße nicht zu sehr zu strapazieren. In der Stadt selbst finden Kunstliebhaber aber auch zahlreiche Kunstgalerien und Ateliers im Carré d‘Art-Viertel.

Wer Märkte liebt, dem sei der Flohmarkt Freitagsvormittags, am Boulevard de Constitution, empfohlen oder der Markt „La Batte“ am Ufer der Maas: der größte und älteste Wochenmarkt Belgiens besteht bereits seit 1620 und bietet jeden Sonntagvormittag alles Mögliche, vor allem viel Kulinarisches, aber auch lebende Vögelchen in Käfigen …

Ein Spaziergang an der Maas

Wer nicht bereits zu Fuß zur Museumshalbinsel La Boverie gegangen ist, kann den Tag bei einem Spaziergang entlang der malerischen Maas ausklingen lassen: Das Ufer bietet das passende Ambiente, um die Seele baumeln zu lassen, die Aussicht auf das Wasser und das Stadtbild zu genießen. Flusskreuzfahrten sind auch möglich, aber die einzigartige Perspektive auf die Stadt hat man auch so vom Ufer aus. 

Zum Abendessen empfiehlt sich das Viertel Outremeuse („jenseits der Maas“), ein altes Handwerkerviertel, das für seine ­Atmosphäre und die zahlreichen Restaurants sowie Bars bekannt ist. Hier wuchs der Krimi-Autor Georges Simenon auf und hier gibt es üppige Mahlzeiten, traditionelle belgische Gerichte und auch internationale Küche. Für Bierliebhaber hat Lüttich, wie ganz Belgien, eine große Auswahl an einheimischen Kloster- und auch Craft-Bieren.

Ein Tagesausflug nach Lüttich ist eine ­Mischung aus Geschichte, Kultur und Gastronomie. Und Mode. Und Handwerk. Und und und. Dieses belgische Kleinod ist abwechslungsreich, es überzeugt durch seinen Charme und seine Diversität. Von der Erkundung historischer Sehenswürdigkeiten bis zum Genuss köstlicher Köstlichkeiten - ein Tag in Lüttich verspricht bleibende Eindrücke. Wer sich vorab auf einen Tagestrip vorbereiten möchte, Tipp: der kompakte Reiseführer des Stolbergers Rolf Minderjahn: „100 Orte in Lüttich“. Unsere Lieblingsstraße: En Neuvice.        


Weitere Infos über die Stadt: www.visitezliege.be/de

VM

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