Das Naturschutzgebiet Tüdderner Fenn liegt im Selfkant und erstreckt sich zwischen den zwei Orten Tüddern im Norden und Süsterseel im Süden. Am südwestlichen Rande des Gebiets fließt der Rodebach, von Gangelt kommend, westlich des Gebiets befindet sich die Grenze zu den Niederlanden.
Das Gebiet ist nicht sehr groß, nur rund 60 Hektar und es wurde auch erst 1989 unter Naturschutz gestellt. Doch Größe ist nicht entscheidend: Das Gebiet eignet sich ideal für einen schönen Tagesausflug, allein oder mit der Familie, für ein „Waldbad“, oder für eine entspannte Wanderung. Wer mehr sehen möchte, es ambitionierter mag oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann dies mit einer erweiterten Tour durch den Natur- und Landschaftspark Rodebachtal (Roode Beek) beim Wildpark Gangelt verbinden. Darüber hinaus kann man nordöstlich zu zwei weiteren Weihern gehen und so auch die Strecke verlängern.
Eine weitere fußläufige Sehenswürdigkeit ist die Istrater Mühle in Süstertseel am Rodebach: Diese Wassermühle wurde 1343 erbaut und stellte erst 1970 ihren Mahlbetrieb ein. Es wurde vor allem Getreide gemahlen und Färberwaid – auch deutscher Indigo genannt, eine Pflanzenart, die in Europa seit der Eisenzeit als Färberpflanze angebaut wurde, um daraus Indigoblau zu gewinnen – für kosmetische Zwecke, aber auch zum Einfärben von Textilien, beispielsweise in der Neuzeit von Blue Jeans. Indigo ist eines der ältesten und bekanntesten Pigmente, die dafür verwendet wurden. Diese Nutzung endete erst, als die Industrie chemische Syntheseverfahren zur Produktion von Indigo entwickelte. Heute werden die alten Mühlengebäude privat vermietet, aber auch zum Anschauen von außen lohnt sich der Besuch.
Wer besonders aufmerksam ist, kann in dem Gebiet auch Spuren der alten Strecke der Selfkantbahn entdecken. Diese fährt heute nur noch als touristische Attraktion, als Museumsbahn, zwischen Schierwaldenrath und Gillrath, doch ursprünglich befuhr diese meterspurige Kleinbahn die Strecke von Alsdorf über Geilenkirchen und Gangelt bis nach Tüddern. Das ist auch der Hintergrund des Namens der Gaststätte „Zur Bahn“ in Süsterseel im ehemaligen Bahnhofsgebäude.
Das Tüdderner Fenn ist ein altes Moor, teilweise in sehr ursprünglichem Zustand, mit Erlenbruch, Laub- und Nadelbäumen, sumpfigen Stellen und vielen kleinen, mäandernden Gewässern sowie viel altem Waldbestand. Die Wege sind voller abwechslungsreicher Flora am Rand: mal stehen Bäume Spalier, mal neigen sie sich über den Köpfen zu einem Tunnel, mal wirkt es, als würde man sich durch sumpfiges Unterholz kämpfen müssen, so nah kommt es dem Weg. Und wie an der Wurm erobert auch hier der Biber die Gebiete um die kleinen Bäche herum.
Wer nach der Wanderung stille Einkehr halten möchte kann die Muttergotteskapelle in Wehr besuchen, direkt am Rodebach südwestlich gelegen, oder die Marienkapelle Jungfrau der Armen in Tüddern am nördlichen Ende – alles fußläufig am Fenn gelegen.
VM/KAM3