Themenspecial Freizeit

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„Haus der Westgrenze“

Foto: VM/KAM3

Heimatvereinigung zeigt wechselvolle Geschichte des Selfkants

Das neue Museum, neben dem Bauernmuseum in Tüddern das zweite im Selfkant, thematisiert die Tatsache, dass der Selfkant, die westlichste Gemeinde Deutschlands mit nur rund 10.000 Einwohnern, besonders viele „Grenzerfahrungen“ vorzuweisen hat: Von 1794 bis 1815 gehörte der Selfkant zum französischen Kanton Sittard, der Wiener Kongress 1815 übergab das Gebiet dann zur preußischen Rheinprovinz und von 1949 bis 1963 stand der Selfkant unter niederländischer Verwaltung – quasi als Entschädigung bzw. Faustpfand für die von Deutschland zu leistenden Kriegsschäden im 2. Weltkrieg. Dies hatte für die Bevölkerung konkrete Folgen, nicht nur durch den Verlust der Anbindung an das westdeutsche Eisenbahnnetz, sondern vor allem im praktischen Alltag: Statt der Mark war die Währung der niederländische Gulden und Niederländisch wurde Amtssprache – obwohl die Menschen sich sowieso eher im lokalen Dialekt unterhalten haben. Die Verhandlungen über die Rückgabe der Gebiete dauerten ganze sechs Jahre, von 1957 bis 1963, bevor das niederländische Parlament letztendlich der Rücknahme der Annexion zustimmte: Seit dem 1. August 1963 gehörte der Selfkant wieder zur Bundesrepublik Deutschland. Fun(ny) Fact am Rande: Daher ist der bekannteste Mensch aus dem Selfkant, das Multitalent - weil erfolgreicher Liedermacher, Dichter, Maler und Buchautor - Funny van Dannen eigentlich ein Niederländer, weil 1958 geboren. Und nicht genug des Talents: Wer weiß, was aus ihm geworden wäre, hätte Tüddern damals das Angebot des niederländischen Zweitligisten Sittard für den 16jährigen akzeptiert - 3.000 Gulden war dem Verein aber zu wenig …

Von der Bandkeramik bis zu Schmugglerzeiten

Das Haus der Westgrenze ist einen Besuch wert, aber auch Millen allein ist ein historisches Schätzchen, unter anderem mit der über 1000-jährigen Kirche, der Propstei und Haus Millen. Ebenso lohnt ein Abstecher zum westlichsten Punkt Deutschlands. Der Schwerpunkt des neuen Museums liegt auf der Geschichte des Selfkants nach dem 2. Weltkrieg, auch wenn sich hier die Grenzen in den letzten Jahrhunderten oft verschoben hatten. Vielfältige Exponate zeigen aber auch die lange wechselvolle Geschichte der Region, angefangen mit Funden aus der Bandkeramikepoche der Steinzeit über Urkunden bis zum Thema Schmuggel – beispielsweise im VW-Käfer-Kofferraum oder einem Pelzmantel mit Verstecken für Kaffee, Schokolade oder Tabak. Die Zeit der niederländischen Verwaltung von 1949 bis 1963 wird multimedial dargestellt. „Bereits am ersten Sonntag hatte das Haus der Westgrenze rund 250 Besucher“ berichtet uns Heinz Dahlmanns, Mitglied im Hauptausschuss. Die Heimatvereinigung hat unter anderem die Pflege der Heimatgeschichte als Vereinsziel.

Sonderöffnungszeiten und ­Besichtigungen sind möglich nach  Rücksprache mit der Gemeinde Selfkant oder Paul Beckers, 1. Vorsitzender der  Heimatvereinigung, Tel. 0163/2892715.

VM/KAM3

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