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Maiherzen und Maibäume: Eine Tradition voller Liebe und Fröhlichkeit

Foto: © MHP - stock.adobe.com

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus – und mit ihnen erwacht eine der schönsten Traditionen: das Verzieren oder Herstellen und Anbringen von Maibäumen und Maiherzen am Haus der Liebsten. Die althergebrachten Rituale sind dabei nicht nur Ausdruck von Frühlingsfreude, sondern vor allem Symbole der Liebe und Verbundenheit. Aber woher kommt die Tradition eigentlich? Wird sie überall gleich umgesetzt? Wer „steckt“ wem einen Mai? Was passiert im Schaltjahr? Wir klären auf und geben Tipps zur Herstellung von Maiherzen und aktuellen Trends.

Seit dem Mittelalter Tradition: Maiherzen und Maibäume

Maibräuche lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Ursprünglich waren Maibäume beispielsweise ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Wachstums, während Maiherzen eine romantische Geste der Verehrung darstellten. Es wird angenommen, dass der Brauch in Mitteleuropa entstand und sich von dort aus verbreitete. Denn die geschmückten Bäume gelten als Symbol des Frühlings und damit der Wiedergeburt des Lebens. Die Traditionen zum Maibeginn sind allgemein sehr vielfältig: Verschiedenste Maibräuche prägen zum Frühlingsbeginn die Regionen in ganz Deutschland. Seit dem 17. Jahrhundert ist beispielsweise auch das sogenannte "Maibaumstellen" als Brauch zur dörflichen Partnervermittlung bekannt. Die ledigen jungen Frauen des Ortes wurden dabei den örtlichen Junggesellen für eine festgelegte Zeitspanne „ausgeliehen“. In anderen Regionen werden Maibräute versteigert oder Maiköniginnen gewählt. Der größte gemeinsame Nenner der Traditionenvielfalt ist und bleibt aber der geschmückte Maibaum. Auch heute noch werden in zahlreichen Regionen Deutschlands und Nordeuropas Maibäume im Frühling in der Dorfmitte aufgestellt, meist am 01. Mai, manchmal zum Pfingst- oder Mittsommerfest. Die Tradition des Maibaum- oder Maiherzsteckens für die Liebste zelebriert man allerdings hauptsächlich im Rheinland.

So funktioniert das Stecken eines Mais

Den Maibaum oder das Maiherz steckt man einer Person, die man liebt oder verehrt. Traditionell gilt der Brauch nur für ledige Personen. Seiner Freundin oder Verlobten steckt man also einen Mai, ab der Hochzeit ist allerdings Schluss. Besonders interessant für die ledigen Frauen sind erfahrungsgemäß jedoch nicht die Maie von festen Freunden, sondern die der heimlichen Verehrer – sprich derjenigen, die die Maitradition nutzen, um einer Angebeteten die Zuneigung erstmals oder sogar anonym zu bekunden.

Früher wurden Maibäume „geschlagen“. Bedeutet: von wild wachsenden Birken mehr oder weniger heimlich abgetrennt. Heute werden die Maibäume bei Gärtnereien oder Verkäufern erworben, die die jungen Birken speziell für diesen Anlass züchten. Das wilde „Schlagen“ von Maibäumen ist mittlerweile strengstens untersagt und wird strafrechtlich geahndet. Ist der Maibaum da, wird er mit bunten Krepppapierbändern verziert, die in die Äste gebunden werden – vorzugsweise in den Lieblingsfarben der Angebeteten. In der Nacht zum ersten Mai wird der Baum dann am Haus bzw. Wohnsitz der Liebsten angebracht. Vor dreißig Jahren war der bevorzugte Ort dafür oft der Kamin des Hauses, in den der Mai gesteckt wurde. Das war ein sowohl heikles als auch gefährliches Unterfangen. Vor allem, weil die jungen Männer sich meist in Freundesgruppen zusammenrotten und das Event zum feucht-fröhlichen Feiern mit viel Alkohol nutzen. Luftwärmepumpe und Co. sorgen heute aber dafür, dass es immer weniger Kamine gibt. Hinzu kommen das Risiko des Aufs-Dach-Kletterns und versicherungstechnische Gründe. Deswegen wird der Maibaum inzwischen eher am Fallrohr der Dachrinne oder anderen ähnlich unkomplizierten Stellen des Hauses angebracht oder befestigt.

Aus Nachhaltigkeitsgründen wird auch das Maiherz immer beliebter. Maiherzen werden beim Floristen gekauft oder von Hand gefertigt. Sie werden ebenfalls in der Nacht zum ersten Mai gut sichtbar am Haus/Wohnsitz der Verehrten angebracht. Im Gegensatz zum Maibaum reicht dafür auch ein schon vorhandener Haken, eine Schraube oder ein Nagel aus. Beide Mai-Varianten werden übrigens traditionell am Ende des Monats vom Verehrer wieder abgenommen.

Wie fertigt man ein rheinländisches Maiherz an?

Die Herstellung eines Maiherzens erfordert etwas Geschick, aber auch Kreativität. Zunächst benötigt man einen stabilen Untergrund. Das kann eine Styroporplatte, ein Strohherz oder auch ein fester Karton sein. Dieser wird zunächst in der ausgewählten Haupt-Farbe mit Krepppapier ummantelt bzw. beklebt. Auf dieser Basis wird dann das Papierblüten-Muster befestigt. Diese sogenannten „Röschen“ fertigt man aus etwa acht Zentimeter breiten Krepppapierstreifen, die zu einer Rose gewickelt und mit einem kleinen Draht fixiert werden. Besonders schön werden die Blüten, wenn die Krepppapierstreifen zuvor am Rand gewellt werden. Dafür gibt es kleine Maschinen, die meist bei den örtlichen Dorfvereinen ausgeliehen werden können. Wie viele der Papierblumen man benötigt, hängt ganz von der Größe des Herzens ab. Die Röschen werden nach Fertigstellung in dem gewünschten Muster auf den Untergrund geklebt oder anderweitig fixiert. Meist wird der Anfangsbuchstabe des Namens der Verehrten mit Röschen in einer zweiten Farbe eingearbeitet und noch ein Zierrand erstellt. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es muss also nicht unbedingt eine Herzform oder ein Buchstabe sein. Erlaubt ist, was gefällt. Nicht vergessen: Eine Aufhängung (Schlaufe oder ähnliches) an der Rückseite befestigen, das Herz zum Schutz vor Regen mit einer wasserfesten, transparenten Folie ummanteln und unten an der Spitze zur Verzierung ein paar gewellte Streifen der verwendeten Farben anbringen. Schritt-für-Schritt-Anleitungen gibt es auch im Internet.

Was ist Trend?

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Maiherzen sich immer mehr durchsetzen, damit keine Bäume gefällt werden müssen. Dabei sind individuelle Gestaltungen und nachhaltige Materialien stark im Trend. Statt Plastik und Styropor werden also immer mehr natürliche Dekorationen eingesetzt, die nicht nur schöner aussehen, sondern auch umweltfreundlicher sind.

Was passiert im Schaltjahr?

Im Schaltjahr gibt es eine interessante Abwandlung des Brauches. Anstelle der Männer stecken in manchen Regionen die Frauen alle vier Jahre ihren Angebeteten einen Maibaum oder ein Maiherz. Im Zeitalter der Diversität und Emanzipation eine Erweiterung des Brauches, die Abwechslung verspricht. Zudem verleiht die Umkehrung der Tradition dem Schaltjahr eine zusätzliche symbolische Bedeutung und lockert den männlich dominierten Brauch auf.

Fazit: Eine Tradition voller Leben und Liebe, die erhalten bleiben sollte

Die Tradition der Maiherzen und Maibäume ist eine wunderbare Möglichkeit, den Frühling zu begrüßen und die Liebe und Verbundenheit zu feiern. Ob in ländlichen Gemeinden oder in der Stadt, das Schmücken von Maibäumen und das Schenken von Maiherzen verbindet Menschen und hat schon so manche lebenslange Liebe begründet. Also nichts wie ran an die Bastelmaterialien!

 

Nicole Busch

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