Bildunterschrift: Selbst reparieren unter Anleitung: Manche Hersteller und Händler bieten gemeinsames Reparieren in Workshops oder Repair-Cafés an. Hier ein Beispiel von Vaude.
Berlin. Nicht dauernd neue Stücke kaufen, sondern Klamotten möglichst lange tragen: Das ist ein zentrales Motto, wenn es um mehr Nachhaltigkeit rund um unsere Kleidung geht. Keine Ausnahme: Outdoorkleidung. Doch was, wenn man auf einmal ein Loch in der Jacke hat, die doch wasserdicht sein soll oder die Sohle der Wanderschuhe abgelaufen ist?
Eine Fragestellung, die die Branche zunehmend aufgreift, wie der Fachjournalist Ralf Stefan Beppler beobachtet. "Repair ist ein ganz großes Thema", sagt er. Zahlreiche Outdoor-Hersteller bieten mittlerweile etwa Reparaturservices auch für Produkte an, bei denen kein Gewährleistungs- oder Garantiefall vorliegt. Manche auch für Stücke anderer Hersteller. Viele würden ihre Reparaturabteilungen derzeit ausbauen. "Oder sie werden aufgebaut, wenn es sie bisher noch nicht gab", sagt Beppler.
Auch der Fachjournalist Ralf Kerkeling sagt, dass sich Reparaturen heute oft direkt über die Hersteller abwickeln ließen.
Einschicken oder im Geschäft abgeben
Möglich ist das etwa unter anderem bei Herstellern wie Jack Wolfskin, Patagonia, Vaude, Mammut oder Löffler. Abgeben kann man die reparaturbedürftigen Stücke je nach Hersteller im Geschäft oder man schickt sie ein.
Preislisten gibt es zum Teil auf den Webseiten der Hersteller oder man bekommt nach der Einsendung oder dem Kontakt mit dem Kundendienst einen Kostenvoranschlag. Manchmal muss man dafür ein Foto vom reparaturbedürftigen Stück einsenden. Beim Outdoor-Hersteller Patagonia repariert man die hauseigenen Stücke eigenen Angaben zufolge kostenfrei. Beim österreichischen Hersteller Löffler übernimmt man dem Unternehmen zufolge die Portokosten für den Rückversand.
Und auch Händler für Outdoor-Artikel ziehen zum Teil bei Repair-Angeboten mit. Globetrotter hat dem Fachjournalisten Beppler zufolge beispielsweise in jeder Filiale eine Service-Werkstatt. Produkte müssen dafür nicht zwangsläufig beim Unternehmen erworben worden sein. Man verlange keinen Kaufnachweis, heißt es auf der Webseite des Unternehmens.
AGB gründlich lesen
Das sind nur einige Beispiele. Doch sie zeigen, dass sich die Konditionen für Reparaturen von Anbieter zu Anbieter durchaus unterscheiden können. Bevor man seine Outdoorjacke mit kaputtem Reißverschluss oder aufgeplatzter Naht zur Reparatur beim Hersteller abgibt, rät Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW, sich die Konditionen des jeweiligen Reparaturservices genau anzusehen. Dazu gehört auch, die Geschäftsbedingungen (AGB) durchzulesen.
Fragen sollte man sich: "Was zahle ich wann?", so Husemann. Und wer übernimmt die Versandkosten - auch für den Fall, dass das Stück nicht repariert werden kann? Außerdem kann man sich informieren, ob es die Option gibt, irreparable Stücke über den Händler recyceln zu lassen.
Sinnvoll könne es je nach Reparaturbedarf auch sein, vorab bei Schneidern oder Schustern vor Ort anzufragen, ob und zu welchem Preis Reparaturen an den Outdoorkleidungsstücken möglich sind. "Ein lokaler Anbieter, der vielleicht eigentlich einen Ticken teurer ist, kann unter Umständen doch günstiger sein, weil man ihn einfach besser erreicht - und vielleicht der Paketversand nicht noch obendrauf kommt."
Gewährleistungsrechte checken
Bei neueren Stücken sollte man zudem prüfen, ob man nicht ohnehin Gewährleistungsrechte hat. "Grundsätzlich ist es so, dass die gesetzliche Gewährleistung zwei Jahre umfasst, immer ausgehend von dem Kaufdatum beziehungsweise bei Onlineshops ab dem Zeitpunkt, an dem man die Ware auch erhalten hat", erklärt Husemann.
Lagen also bereits von Anfang an Verarbeitungsfehler vor, können Sie unabhängig davon, ob der Hersteller oder Händler mit einem Reparaturservice wirbt oder nicht, eine kostenlose Reparatur verlangen. Ablehnen kann der Händler diese zugunsten einer Ersatzlieferung nur dann, wenn sie "ihm wirtschaftlich in keinster Weise zuzumuten ist", sagt die Expertin.
In den ersten zwölf Monaten nach dem Kauf müssten Sie auch nicht beweisen, dass etwa der Reißverschluss der Jacke schon von vornherein kaputt war. Dann vermute der Gesetzgeber, dass der Mangel bereits beim Kauf vorhanden war, erklärt Husemann. Bei älteren Stücken rät sie, vorab nachzusehen, ob der Hersteller freiwillige Garantien gibt, die noch gelten.
DIY-Reparatur mit Anleitungen und Workshops
Und nicht immer muss man Stücke mit kleinerem Reparaturbedarf überhaupt aus der Hand geben. Laut Ralf Kerkeling bieten Outdoor-Hersteller zunehmend DIY-Reparatursets zu ihren Produkten an. Bei manchen lohnt sich bei kleineren Löchern auch der Blick in die Jackentasche. "Zum Beispiel bei Daunenjacken hat man dann oft ein Mini-Reparatur-Set dabei mit Stofffetzen und Kleber, damit die Daunen nicht verloren gehen", sagt Kerkeling.
Wer beim Reparieren eine Anleitung benötigt, findet die zum Teil ebenfalls bei Händlern oder Herstellern. Bei Vaude erfährt man beispielsweise auf der Webseite, wie man mithilfe von Klebepatches Risse an Regenjacke und Regenhose flicken kann oder den abgelösten Saum einer Funktionsjacke mit Tuch, Bügeleisen, Nähmaschine und Nähgarn wieder annäht. Patagonia teilt etwa Videos mit Reparatur-Tipps auf der eigenen Webseite und verlinkt Anleitungen rund um die eigenen Produkte auf "de.ifixit.com", einer Bastlergemeinschaft im Netz.
Zu theoretisch? Womöglich findet sich auch Hilfe und Anleitung vor Ort. Denn Fachjournalist Beppler zufolge werden auch sie mittlerweile häufig angeboten: Repair-Workshops bei verschiedenen Outdoor-Fachhändlern.
dpa
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